Walpurgis – Sinnesfroh in den Mai
Schon immer sind mir »zufällig« die Bücher über den Weg gelaufen, die in dem Moment gerade auf die eine oder andere Weise wichtig waren. Kürzlich fiel mir auf La Palma, meiner zweiten Heimat, so das Buch »Die Wälder von Albion« von Marion Zimmer Bradley in die Hände. Es ist zwar schon 25 Jahre alt, aber ich sollte es wohl erst jetzt lesen. Und ich tauchte ab in die Vergangenheit und habe es verschlungen. Wollte wissen, wie es weitergeht mit Eilan, der selbstbewussten Tochter eines keltischen Barden, die in der Schwesternschaft der Priesterinnen zur Seherin ausgebildet wird.
Sinnlich-feurige Kräfte betören und verführen
Vieles hat mich berührt und kürzlich habe ich tatsächlich von dem Buch geträumt. Eigentlich kein Wunder. Denn Beltane, das keltische Fest, an dem alle dramatischen Wendungen der Geschichte stattfinden, nahte. Um die Nacht zwischen dem 30. April und dem 1. Mai (also um heute nacht) ranken sich immer noch viele Mythen, Hexen fliegen in dieser Nacht durch die Lüfte, sinnlich-feurige Kräfte betören und verführen.
Bei den Kelten markierte Beltane den Beginn des Sommers, den Sieg der Wärme über die damals oft todbringende Kälte des Winters. Auf dem Jahresrad liegt es gegenüber von Samhain, dem Eintritt in die dunkle Zeit, die nun wirklich vorbei ist. Es ist ein Fest des Lebens, der Fruchtbarkeit, der Sinne, der Lust, der Freude und der Verbundenheit, ein Erdfest.
Auch heute tanzen wieder viele Frauen an Walpurgis, wie wir Beltane bei uns nennen, auf magische Weise in den Mai. Für mich ist diese Zeit eine Aufforderung, mich (wieder) an meine Sinnlichkeit und Lebenslust zu erinnern und alle Sinne weit zu öffnen, für das zarte Grün der jungen Blätter, die wunderschönen Blüten der Hängebuche (die ich gestern erstmals gesehen habe), das satte Gelb des Löwenzahns, das wunderbare Blau des Himmels, für das Gezwitscher der Vögel, den Geruch der Apfelblüten, den possierlichen Tiernachwuchs …
Bunte Friedensbänder für die Welt
Der Maibaum, um den ich mit meinen Ritualfreundinnen tanze, ist so groß bzw. klein, dass er gerade noch in mein Wohnzimmer passt. Wir feiern unsere Sinneslust und laden bunte Baumwollbändern mit der Energie des Friedens auf. Diese Friedensbänder hängen wir später an Bäume und Sträucher und dort wehen sie im Wind und bringen, wie die tibetischen Gebetsfahnen, unseren Segen über das Land.
Den Rhythmen der Natur zu folgen ist für mich immanenter Bestandteil weiblicher Spiritualität. Gleich drei Standardwerke sind dazu im Irdana Verlag erschienen: »Verbundensein« von Diana Monson, »Ritual und Tanz im Jahreskreis« von Ziriah Voigt und »Die spirituelle Macht der Frau« von Christina Gehse. Sie alle bieten eine Fülle von Anregungen für jede, die lust- und sinnesfroh in den Mai tanzen will.
Ein sinnliches Walpurgis!
Susanne Broos
Noch keine Kommentare